Porsche oder doch nicht?
Nachdem ich nun zwei Tage gelesen habe, wie hier die Fetzen fliegen und lebenswichtige Fragen wie : "....würde ich meinen R gegen einen Serien-Porsche tauschen?" umfassend erläutert wurden, konnte ich mich doch nicht zurückhalten.
Ich bin immerhin 3 Jahre einen 996 Turbo täglich gefahren und habe auch sonst schon einige Fahrzeuge in dem Kaliber ausprobiert. Den neuen GT2 vor gerade einmal 6 Wochen. Meinen Golf R32 Turbo fahre ich nun auch schon ein Jahr. Immerwieder bekommt man die Statements: "... der Wagen XY hat 5xx PS, der geht ja besser als ein Porsche...." Der letzte Ungläubige war mein Audihändler, der mir einen RS4 in die Hand drückte und ich ihm meinen Porsche auf der Rückfahrt von Hockenheim. Ich habe noch schmunzelnd gesagt" ...Achtung Porsche-PS..." da hat er erst gelacht. In Karlsruhe hat er mich noch nicht einmal gefragt, wie mir der RS4 gefallen hat, er nur festgestellt "...stimmt mit den Porsche-PS".
Um das Ganze mal auf die sachliche Ebene zu bringen. Was macht denn den Reiz eines 911 (996/997) Turbo oder GT2 oder GT3 aus und was hat der R32 Turbo damit zu tun?
Erstmal muß ich feststellen, das der Porsche ein echter Sportwagen ist, den man vom Schaufenster auf die Rennstreccke bringen kann. Da stimmt alles - die Bremse hält auch mehrer Runden, das Fahrwerk ist gut vielleicht sogar sehr gut, Schaltung und Motor passen super zusammen usw. Auf Anhieb kann man mit den Autos schnelle Rundenzeiten fahren. Das Fahrzeug fühlt sich leicht und beherrschbar an. Macht Spaß und hat ein super Prestige. man hat nicht das Gefühl etwas nachkaufen zu müssen.
Was an dem Auto nicht so toll oder eher unpraktisch ist, will ich aber auch nicht verschweigen. Ampelstarts kann ich nicht empfehlen, das endet schnell in der Werkstatt! Stop and Go in der Stadt ist nicht sehr lustig, die Kupplung ist ein Krampf. Das ESP (PSP) sollte man tunlichst nicht ausschalten, das Heck kommt schneller als man denkt, da braucht man viel Erfahrung. Mehr als zwei Personen sollte man auch nicht befördern, die hinteren Sitze haben ihren Namen nicht verdient auch nicht zur Not. Wer mit dem Auto in Urlaub oder länger mit Gepäck reisen will, sollte lieber eine Scheckkarte mitnehmen. usw.
So und jetzt zum R32 Turbo.
Ich habe eine Ausführung mit 450 PS/DSG und die wird sich nicht völlig anders anfühlen, als 500 PS, von der Tendenz stimmt das etwa überein. Was mir nachdem Umbau sofort aufgefallen ist, das Auto ist völlig alltagstauglich. Es springt normal an, man fährt einfach los und eigentlich ist es wie bei einem normalen Golf. Auch wenn man die 450 PS mobilisiert hatte ich nie das Gefühl, das System sei überfordert. Fahrwerk, Bremse, Lenkung und Strassenlage sind einfach gut. Selbst bei Höchstgeschwindigkeit (~290km/h) liegt das Auto sauber auf der Strasse. Beim Porsche bekommt man da schon den Tunnelblick - Frontmotor vs Heckmotor.
Solange man sich in Geschwindigkeitsbereichen bis ~220 km/h bewegt ist der Golf faszinierend. Ich bin immer wieder überrascht wie das Ding beschleunigt! Aber oberhalb 220km/h ist der Porsche eine andere Nummer. Es ist unglaublich wie spontan das Auto selbst bei 280 km/h noch anschiebt. Wenn man die Leistungskurve anschaut ist das auch klar z.B. GT2, die vom Turbo sieht genauso aus, nur etwas nach unten verschoben. Das ist keine Drehmomentkurve, sondern ein Tafelberg und das wahre Geheimnis der Porscheleistung!
Aber, nicht zu vergessen die Vorteile, die ein Golf eben so mit bringt: hinten kann man wirklich sitzen, durch die Heckklappe kann man was einladen (freut mich als Golfer besonders) Ersatzteile sind bezahlbar.
Nachteile sehe ich auch z.B. das Überholprestige auf der Autobahn existiert garnicht. Das Auto ist zu schwer, besonders auf der Vorderachse. Das merkt man, wenn man es rennmäßig bewegen will. Ohne Investionen in Fahrwerk und Bremse geht da nichts. Ein echter Rennwagen wird es aber nie werden.
Als letztes vielleicht noch das Thema Verbrauch. Mit dem Porsche hatte ich einen Durch.-verbrauch von 12,5l und wenn es schnell gehen mußte auch mal 18l. Mit dem Golf habe ich etwa 12-14l aber wenn ich heize werden es ganz schnell 25l und mehr. Da wird doch viel mit Benzin gekühlt.
So ihr fragt jetzt was ich bevorzuge, wenn man wählen kann?
- Einen Golf R32 Turbo für jeden Tag zum hin- und herfahren und als praktisches schnelles Spaßauto
- Einen GT2 für den Spaß am Wochenende oder Abend, wenn man in den Schwarzwald fährt.
Jeder hat seine Vor- und Nachteile, entscheidend ist was man damit machen will und was man erwartet.
Der Golf ist kein Rennwagen und der Porsche taugt nicht zum Einkaufen - sagt meine Frau.
Gruß Volker